Kurz vor dem verhängnisvollen Silvester hatte ich im Prinzip meine Schullaufbahn beendet. Mir fehlte bloß die Abiturprüfung, die man brauchte, um die Schulzeit komplett abzuschließen. Ich schaffte schon die ersten Prüfungen, als ich im Rehabilitationszentrum war. Im Frühling 1980 vollendete ich den zweiten Teil der Prüfung.

Manche Menschen meinten, ich hätte mich eher auf meine körperliche Rehabilitation konzentrieren sollen. Sie dachten, dass Bildung für mich als körperlich Behinderte eher zweitrangig bis irrelevant sei, da kein Zeugnis mir mehr Muskelkraft gibt und meine praktischen Fähigkeiten verbessert.

Mein Kopf sagte mir aber, dass es keine Garantie gab, dass sich meine Körperfassung verbesserte, wenn ich mich mehr auf die Rehabilitation konzentrierte. Nicht einmal die Ärzte konnten mir sagen, wie sich meine Rehabilitation entwickeln würde.

Sie sagten, dass meine Behinderung durch einen Gehirnschlag verursacht wurde, aber sie konnten nichts in meinem Gehirn finden, das auf einen Gehirnschlag hinwies. Sie hatten eine Diagnose aufgrund meiner Symptome gemacht. Aber wenn sie nicht einmal die Ursachen meiner Behinderung wussten, wie viel wussten sie überhaupt darüber?

Ich dachte, dass ich unter keinen Umständen all meine Schuljahre einfach so wegwerfen sollte, obwohl ich mittlerweile die Wichtigkeit jener Dinge, die wir lernten, in Frage stellte. Ich musste mich vor allem um mein mentales Wohlbefinden kümmern und dabei würde Bildung sehr wichtig sein. Wenn ich mich nicht um mein mentales Wohlbefinden kümmerte, würde mein Körper als physikalisches Wesen bald am Ende sein, genauso wie es mit meiner Mutter geschah. Obwohl der Selbstmord meiner Mutter nicht direkt das Ergebnis eines psychischen Unwohlsein war, aber das ist eine komplett andere Geschichte.

Ich dachte, dass nur das bewusste Wahrnehmen von Dingen mir helfen würde, die Welt zu analysieren. Und die Tatsache war, dass egal, was ich später auch studieren wollte, ich musste ein Abschlusszeugnis meiner Schulzeit haben.

Deswegen brauchte ich meine ganze Energie, um den Abschluss zu bestehen. Sprachen waren meine Stärke, so bestand meine Abiturprüfung vorwiegend aus Sprachtests. Vor dem Gehirnschlag hatte ich die Vision, dass ich eine Übersetzerin werden würde. Meine Behinderung bedrohte dieses Berufsziel, aber es war dennoch möglich, es zu erreichen.

Ich glaubte, dass ich mir jedes Ziel setzen konnte und falls es mich genug inspiriert, konnte ich es auch erreichen. Falls ich wollte, könnte ich auch Bauchtänzerin werden.

Siehe auch:

Zur Erinnerung an meine Mutter